Kroatien ist ein Land, in dem man kulturhistorischen Denkmälern auf Schritt und Tritt begegnet. Einen wichtigen Platz nehmen dabei die mittelaltetrlichen Städtchen ein.
Mittelalterliche istrische Städtchen
Mittelalterliche Städtchen im Landesinneren findet man am häufigsten an den Spitzen der Hügel, die diesen kleinen Städten den natürlichen Schutz bieten.
Von Außen sehen diese Städchen wie Festungen aus, im Inneren des mittelalterlichen Städtchens kreuzen sich enge, kurvenreiche Gässchen. Der Mittelpunkt des städtischen Lebens bilden Kirche und der Hauptplatz.
Einige dieser vielen istrischen Städtchen, die es wert sind besichtigt zu werden, sind: Beram, Buje, Buzet, Dvigrad, Gračišće, Grožnjan, Hum, Labin, Motovun, Oprtalj, Pazin, Pićan, Sveti Lovreč Pazenatički, Vižinada, Vodnjan, Žminj.
Dvigrad
Überreste einer befestigten mittelalterlichen Stadt im westlichen Teil Zentralistriens, im Gebiet von Lim-Fjord, 3,5 km westlich von Kanfanar. Im frühen Mittelalter bestand Dvigrad aus zwei Kastellen, beziehungsweise Festungen namens Parentino und Moncastello.
In der Festung Parentino florierte das Leben bis zum Anfang des Mittelalters, danach war sie wie ausgestorben. Die andere Festung, genannt Dvigrad – Duecastelli, war bis zum Jahr 1631 besiedelt, als die Einwohner den Ort wegen Ausbruch der Pestepidemie aufgaben und Kanfanar gründeten.
Die heutigen Überreste von Dvigrad bieten ein einzigartiges Bild einer für das Mittelalter charakteristischen urbanistischen Struktur. Die Stadt war an den Eingängen von den Mauern und Türmen umgeben, erhalten geblieben sind die Außenwände von ungefähr 220 Gebäuden und die Straßen zwischen den Häusern. Auf der zentralen Anhöhe liegen die Reste der Kirche der Hl. Sophia (11. – 12. Jahrhundert). Die Kanzel aus dem 14. Jahrhundert mit dem Reliefbild der Hl. Sophia, die zwei Städte in den Händen hält, befindet sich heute in der Pfarrkirche in Kanfanar. In der Umgebung von Dvigrad gibt es mehrere sakrale Objekte.
In der Kirche der Hl. Maria von Lakuc (das Gebäude ist im gotischen Stil mit spindelförmigem Glockenturm und halbkreisförmiger, geschmückter Apsis) befindet sich eine Freskensammlung, die Arbeit eines unbekannten einheimischen Künstlers aus dem 15. Jahrhundert. Der gleiche Meister bemalte auch die kleine Kapelle des Hl. Anton, aus der Zeit des Übergangs des romanischen Stils in die Gotik.
Unweit von Dvigrad findet man die Überreste einer Benediktinerabtei, die im 10. Jahrhundert gegründet und im 18. Jahrhundert verlassen wurde, mit der Kirche der Hl. Petronella. Östlich der Siedlung befindet sich die romanische Kapelle des Hl. Elias, die im Jahr 1442 umgebaut wurde, das Gewölbe wurde im gotischen Stil errichtet.
Grožnjan
Mittelalterliches Städtchen im zentralen Teil Istriens, 8 km südöstlich von Buje; auf einem Bergrücken hoch über dem Mirna-Tal gelegen; 260 m über dem Meeresspiegel; 193 Einwohner. Im Rahmen des Projektes für die Wiederbelebung des Ortes, wird Grožnjan neuerlich durch viele kulturelle Aktivitäten (Musikschule in den Sommermonaten) bereichert. Durch eine lokale Straße ist der Ort mit Buje verbunden.
Seit dem Jahr 1358 befindet sich diese mittelalterliche Festung im Besitz der Patriarchen von Aquilea, danach, bis 1394 ist sie unter venezianischer Verwaltung und war das Zentrum des nördlichen Verwaltungsgebietes in Istrien.
Von den Denkmälern sind Teile des Abwehrsystems erhalten geblieben: das Hauptportal an der Ostseite (15. – 16. Jahrhundert) und Teile der Schutzmauern, die zweimal (1360 und 1367) erneuert wurden. An der Innenseite, neben dem Portal, befindet sich die Loggia im Renaissancestil aus dem Jahr 1587 oberhalb der sich früher ein Getreidespeicher befand. Auf dem Hauptplatz des Ortes befindet sich die Pfarrkirche im Barockstil aus dem Jahr 1770, die der Hl. Maria, sowie den Hl. Veit und Modestus geweiht ist. Der Glockenturm stammt aus dem 17. Jahrhundert. In der Kirche befinden sich wertvolle Chorbänke, das Ölbild aus dem 17. Jahrhundert, das den Hl. Petrus von Alcantara darstellt, sowie Marmoraltäre aus der Zeit des Spätbarocks.
Vor dem Stadttor befindet sich die Kapelle des Hl. Kuzma und Damjan, die im Jahr 1554 errichtet und 1834 umgebaut wurde. Das Innere der Kapelle wurde vom zeitgenössischen kroatischen Maler, Ivan Lovrenčić (1990) gestaltet. Unterhalb der Stadt, die am Fluss Mirna liegt, ist im Stadtteil Bastia die Kirche der Muttergottes der Gnaden erhalten geblieben.
Hum
Hum wird auch als die kleinste Stadt der Welt bezeichnet. Vom Westen her ist die Stadt durch die Stadtmauer und auf den anderen Seiten durch ein Verteidigungssystem miteinander verbundener Häuserwände, umschlossen.
Aus dem Schutzwall erhebt sich in der Nähe des Stadttors (aus dem Jahr 1562) ein Glockenturm (aus dem Jahr 1552). Die Pfarrkirche mit klassizistischer Fassade wurde 1802 an der Stelle der älteren Kirche aus dem Jahre 1609 errichtet. Das Bild hinter dem Hauptaltar ist ein Werk von B. d’Anna. Die Kirche birgt einige spätgotische Kelche und eine Custodia aus dem Jahre 1539.
Auf dem Friedhof steht die romanische Hieronymuskirche mit halbkreisförmiger Apsis. Die Kirche birgt wertvolle Wandgemälde aus dem 12./13. Jh.
Motovun
Siedlung im mittleren Teil der istrischen Halbinsel im südlichen Teil des Mirna-Tals. Die wichtigsten Wirtschaftszweige sind Landwirtschaft, Weinbau und Viehzucht. Der älteste Stadtkern ist von einem gut erhaltenen Ringwall aus dem 13. –14. Jh. umgeben, der heute als Promenade dient, wo man die herrliche Aussicht auf die Umgebung genießen kann. Im Stadtkern sind einige romanische und gotische Häuser erhalten.
Die drei Stadtteile sind durch ein System von äußeren und inneren Befestigungen mit Mauern, Wehrtürmen und Stadttoren, miteinander verbunden. Auf dem Hauptplatz stehen ein gotisch-romanischer Glockenturm mit Wehrgang und Zinnen im oberen Teil (18./19. Jh.) und ein Burgpalast im Renaissancestil, der im 16.-19. Jh. umgebaut wurde.
Unter dem Hauptplatz liegt das Reservoir der öffentlichen Zisterne; die Steinhähne mit Stadtwappen stammen aus dem 14. und 15. Jh. Die Stephanskirche vom Anfang des 17. Jh. trägt Merkmale aus der Epoche der Spätrenaissance. Das Gemälde „Das letzte Abendmahl“ im Chorraum wird Stefan Celestia (17. Jh.) zugeschrieben; die Marmorskulpturen auf dem Hauptaltar sind ein Werk von Francesco Bonazza aus dem Jahre 1725; sehenswert ist auch das geschnitzte Dorsale im Barockstil (17. Jh.), sowie die Deckengemälde, die Ende des 18. Jh. der Neoklassizist Guiseppe Bernardino Bisson geschaffen hat; die Orgel ist ein Werk von Gaetano Callido (Venedig, 18./19. Jh.).
Von der Kirchenausstattung sind besonders der vergoldete, kleine Tragaltar mit den Reliefen der Kreuzigung und den Heiligen (14. Jh.), das Prozessionskreuz aus dem 14. Jh. mit reich verziertem Griff aus dem 15. Jh., der Kelch mit Verzierung aus Email (15. Jh.), das Pacificale (1606), Kirchengerät (17. Jh.) und Kerzenständer (aus den Jahren 1714 und 1739) sehenswert.
Pazin
Pazin wird in der Urkunde des Kaisers Otto II. erwähnt, die am 7.6. 983 in Verona ausgestellt wurde und aufgrund welcher das Kastell in den Besitz des Bistums von Poreč gelangt. Im 12. Jh. fällt sie an den Grafen Meinhard, der in der Ortschaft Crni Grad (Schwarzenburg) bei Roč geboren wurde und Gründer der Grafschaft Pazin war. Nach dem Aussterben der Familie Meinhard geht sie 1248 in die Hände der Grafen von Görz (Gorica) über; im Jahre 1374 fiel Pazin als Erbe an die Habsburger, die es als Lehngut an verschiedene Familien vergaben. Die letzten Lehnsherren waren die Montecuccoli (ab 1766).
Von 1825 bis 1861 war Pazin der Verwaltungssitz Istriens; 1889 wurde dort das erste kroatische Gymnasium in Istrien gegründet, das wesentlich zur Bildung des kroatischen Kultur- und Nationalbewusstseins beigetragen hat. Im 2. Weltkrieg wurde die Stadt in Bombenangriffen stark zerstört (1943), nach dem Krieg wurde sie wieder an Kroatien angeschlossen.
Das Kastell wurde auf einem Felsen über der Fojba-Schlucht errichtet, erstmals wurde es 983 erwähnt. Sein heutiges Aussehen erhielt es 1537–40, als der Nord- und Ostflügel angebaut wurden. Das Kastell von Pazin ist eine der besterhaltenen und schönsten Burgen in Istrien. Es hat die Aufmerksamkeit zahlreicher Künstler wie Jules Verne und Vladimir Nazor angezogen.
Die Pfarrkirche des Hl. Nikolaus wurde bereits 1266 erwähnt, im Jahr 1441 erhält sie ein großes, spätgotisches, polygonales Presbyterium. An den Wänden und im Gewölbe des Altarraums sind hervorragende Wandgemälde unbekannter Künstler (um das Jahr 1470 entstanden) erhalten. Am Gewölbe ist der Zyklus Schöpfung und der Kampf der Engel dargestellt, und im mittleren Feld der Erzengel Michael; das große Gemälde „Kreuzigung“ wird vom Barockaltar bedeckt. Die Kirche wurde durch Kapellen im Jahre 1659 erweitert, die Barockisierung und Erweiterung wurde im Jahr 1764 abgeschlossen. Die Kirche birgt einige hervorragende Marmoraltäre; besonders wertvoll ist die Hostiendose aus Stein im Renaissancestil (1541). Die Orgel ist das Werk von Gaetano Callida aus Venedig (1780). Die Franziskanerkirche mit spätgotischem Chorraum (aus dem Jahre 1481) wurde 1729 verlängert; der Glockenturm wurde 1730 errichtet. Der Hauptaltar ist ein Werk von Domenico Cavalieri (1726). Ein bedeutendes Werk im Barockstil ist die Holzskulptur Maria Immaculata (Unbefleckte Empfängnis, 18. Jh.)
Das im Kastell untergebrachte ethnographische Museum wurde 1955 gegründet. Außer der ethnographischen Sammlung beherbergt es Glocken istrischer Kirchen aus dem 14. –20. Jh.
Vodnjan
Die Stadt hat ihr ursprüngliches mittelalterliches Aussehen bewahrt – innerhalb des Häuserkranzes liegen dicht gedrängt schmale und winklige Gassen. Erstmalige Erwähnung im Jahr 1150 als vicus Atinianum. Um 1300 wurde im Westen der Stadt ein (1808 abgerissenes) Kastell mit Graben erbaut. In der Altstadt sind mehrere Häuser im Stil der venezianischen Gotik, der Renaissance und des Barocks erhalten.
An der Stelle der heutigen Pfarrkirche des Hl. Blasius stand bis zum Jahr 1761 eine frühromanische Kirche (Bruchstücke mit Flechtwerkornamentik). Die heutige Kirche ist ein monumentales barockes Bauwerk aus dem Jahr 1800. Das Kircheninnere birgt eine Renaissancecustodia aus dem Jahr 1451, mehrere wertvolle Gemälde aus dem 16. und 18. Jh. und zwei geschnitzte Engelsfiguren aus dem Jahr 1616. Die Pfarrkirche beherbergt seit 1984 eine Sammlung der Sakralkunst mit wertvollen Exponaten aus dem 14. bis 19. Jh.
Hervorragende Gemälde sind: Das Polyptychon des Seeligen Leon Bembo, ein Werk von Paolo Veneziano aus dem Jahr 1321, das Gemälde der „Schutzmantemadonna (Jacobello del Fiore), die Ikone der Hl. Jungfrau Maria (15. –16. Jh.) und das Renaissance-Triptychon des Seeligen Leon Bembo (Lazaro Bastiani, Anfang 16. Jh.). Eine Seltenheit ist die Sammlung von ungefähr einhundert verzierten Metall-, Glas- und Holzreliquien (15. –16. Jh.). Die meisten Gegenstände aus der Sammlung hat 1818 der Maler Gaetano Grezler aus Venedig mitgebracht; mehrere wertvolle Barockgemälde gleicher Herkunft sind im alten Rathausgebäude (errichtet im Jahr 1911) ausgestellt.
Die barocke Kirche der Muttergottes von Karmel wurde 1630–64 erbaut; sie birgt das Altarbild St. Stephan (Antonio Zonca, Venedig, 17. Jh.). In der Kirche Maria Traversa sind die reliefverzierten Altarblätter aus der ersten Hälfte des 17. Jh. zu sehen. Östlich von der nach Bale führenden Straße liegt die baufällige romanische Kirche der Hl. Margareta mit einer halbrunden, gewölbten Apsis und Fresken aus dem 13. Jh. Am Straßenrand in Richtung Bale steht die einschiffige romanische Franziskuskirche mit einer halbrunden, hervorspringenden Apsis, an der Bahnstrecke (nach Juršici) die Luzienkirche mit eingebauten frühromanischen Spolien und an der Straße nach Juršici die Kirche des Hl. Quirinus, ursprünglich (6. Jh.) eine dreischiffige Basilika, in der mehrere Steindenkmäler (6. und 9. Jh.) entdeckt wurden.
Im Weiler Guran, nordöstlich von Vodnjan, lag eine spätantike Siedlung mit einer dreischiffigen frühchristlichen Basilika vom Beginn des 7. Jh. aus der die entdeckten Freskenreste und Teile der Altarschranke stammen. Die Basilika scheint bis zum 15. Jh. in Gebrauch gewesen zu sein. Die später umgebaute Friedhofskirche des Hl. Simeon stammt aus dem 7.–8. Jh. Um die Kirche stehen einige typische gemauerte Grabmäler.